Kein eigener Wille

Sind Google, Facebook und co gefährlich? Meine eindeutige Antwort: Ja! Und die Gefahr nimmt täglich zu. In diesem Artikel möchte ich erläutern, warum, in welchem Rahmen und für wen diese Riesen gefährlich sind.

Die grosse Gefahr dieser Firmen geht von ihrem Geschäftsmodell aus. Auch wenn dieses eigentlich unheimlich simpel ist, so ist die Bedeutung erstaunlich wenig verbreitet. Diese Firmen verdienen ihr Geld mit der Manipulation von uns!

Diese Formulierung scheint auf den ersten Blick eventuell etwas übertrieben, zugespitzt oder für manche gar falsch. Doch in der Konsequenz geht es nur um die Manipulationsfähigkeit der Menschen. Beginnen wir mit der harmlosen Interpretation der Geschäfte: Google und Facebook (wie auch viele andere Firmen) verdienen ihr Geld heute hauptsächlich durch Werbung. Was ist der Sinn und Zweck von Werbung? Werbung beinhaltet einige sehr unterschiedliche Aspekte, doch im Endeffekt geht es dabei darum, dass die Leute etwas kaufen, das sie ohne die Werbung nicht gekauft hätten. Nur in einem solchen Fall lohnt sich die Werbung – es ist der einzige Grund, warum es überhaupt einen Werbemarkt gibt. Wäre die Werbung nicht notwendig zur Beeinflussung unseres Verhalten, würde niemand Geld für Werbung ausgeben.

Durch die Werbung ändert sich also mein persönliches Verhalten – ich werde manipuliert. Viele sind davon überzeugt, dass bei ihnen Werbung keinen Einfluss hat – doch Fakt ist, sie wirkt tatsächlich – bei allen von uns! Wir alle sind manipulierbar, jedoch nicht unbedingt auf die selbe Art und Weise. Doch die klassische Werbung für ein Produkt ist nur eine Art der Manipulation. Ebenso wird versucht, uns von einer politischen Meinung zu überzeugen. Doch auch hier sind nicht alle für die selbe Botschaft empfänglich.

Hier kommt der geniale Ansatz von Facebook und Google ins Spiel: Firmen und Organisatoren können nun mit verschiedensten Ansätzen gleichzeitig manipulieren. So wird nicht nur eine spezifische Gruppe angesprochen, sondern theoretisch kann nun jeder und jede gleichzeitig und individuell manipuliert werden. Dieses System ist erfolgreich – sehr sogar! Einzig und allein auf dieser verbesserten Manipulationsfähigkeit basiert der Erfolg von Google. Oft wird dazu gesagt, dass nicht die Manipulation besser wurde, sondern lediglich spezifischer (also weniger) potentiellen Empfänger gezeigt wird. Da man jedoch lediglich per Klick bezahlt, ist die Menge der Anzeigen völlig irrelevant, alle Beteiligten haben tatsächlich nur an der Manipulationsfähigkeit Interesse. Bereits vor vier Jahren lag der Erfolg der Manipulation 40 mal höher, als er in einem generellen Ansatz wäre. Damals kamen (aus heutiger Sicht) stümperhafte Methoden zum Einsatz, sodass davon ausgegangen werden kann, dass die Manipulationsfähigkeit um Faktor 100-500 höher liegen dürfte.

Doch die Manipulation hört hier schon lange nicht mehr auf – und der nächste Schritt ist ebenfalls absehbar. Bereits heute wird das Wissen über die Personen direkt in Geld umgewandelt – Onlineshops zeigen teilweise unterschiedliche Preise an. Es wird analysiert, wie viel Geld man bereit ist auszugeben und entsprechend optimiert man seinen Profit. Aus jedem Mensch wird so viel Geld gezogen, wie nur möglich.

Die nächste Stufe hat zudem eine hochpolitische Komponente: Es ist die Manipulation von Meinungen. Bereits heute wird dies etwas anfängerhaft versucht. So könnte zum Beispiel bereits heute an jene, die einen Job haben, eine Meldung gesendet werden mit dem Inhalt „Ausländer plündern unsere Sozialwerke“. Gleichzeitig bringt man an alle Personen ohne Job die Meldung „Ausländer nehmen dir den Job weg“. Obwohl sich die Positionen widersprechen, so ist man viel empfänglicher für die eine oder andere Art und lässt sich damit manipulieren. Doch wesentlich beängstigender ist eine Komponente, mit der einige Verlage experimentieren / liebäugeln. Die News, die man zu sehen bekommt, werden personalisiert, sodass sie relevanter scheinen. Gleichzeitig lässt sich dies auch erkaufen, sodass die News, die wir zu sehen bekommen, verändert werden und wir so definitiv zum Spielball der Manipulationen werden. Das Geld würde in diesem Fall bestimmen, welche Informationen uns erreichen und zur Verfügung stehen!

Es muss nicht in dieser Situation enden, doch die Möglichkeit besteht und wir sind auf einem kontinuierlichen Weg dazu (bzw. es wird tatsächlich bereits damit experimentiert). Big Data ermöglicht eine Manipulation auf wirksamster, tiefster Ebene und entfaltet eine immer grössere Wirkung! Da die Manipulation von Information speziell hohen Wert hat, wird es auch viele Stellen geben, die bereit sind, dies anzubieten. Es ist im Interesse jener, die Geld ausgeben und auch im Interesse jener, die das Geld bekommen.

Fazit

Die Manipulationsfähigkeit hat einen grossen Wert und dank den Erkenntnissen aus Big-Data-Analysen wird die Fähigkeit immer grösser, individuell steuerbar und damit wertvoller. Sowohl die Geldgeber (Firmen & Verbände / Meinungsführer), als auch die Geldempfänger (Manipulatoren wie Google und Facebook) haben dabei ein grosses Interesse an einer Ausweitung und Optimierung. Daher wird dieser Weg weiterfolgt, solange keine Steuerung durch die Gesellschaft erfolgt, und könnte langfristig darin enden, dass wir hochgradig manipulierbar werden.